Naturpark Gantrisch, September 2016

17. September bis 21. September 2016 ... schon bald geht's los :)

Fünf Tage durch alle meine bisherigen Reitgebiete - eine Idee die nun diesen Herbst verwirklicht wurde.

Mit dabei waren Karin mit ihrer Freibergerstute Livia und nach fünf gemeinsamen Tagen, 113 Kilometern "Bärgli uf u Bärgli ab" dürfen wir sagen: "es het gfägt!". Es war ein abenteuerlicher, lustiger und erlebnisreicher Ritt. Das nächste Mal gehen wir länger!

 

Extra auf diesen Ritt hin haben Karin und ich für unsere beiden Pferde einen neuen Sattel gekauft. Ich reite schon seit mehreren Jahren mit baumlosen Sätteln (Barefoot mit VPS-System) und bin im Frühling 2016 das erste Mal mit einem Barefoot auf einen dreitägigen Wanderritt mit Gepäck gestartet. Das Fazit war gut, aber gänzlich überzeugt hatte es mich nicht. Für solche Ritte - wenn das Gepäck dabei ist - reicht meiner Ansicht nach die Stabilität eines Barefoot nicht aus. Daher habe ich mich umgesehen und bin auf den Freemax Westernsattel gestossen.

Ich habe ihn getestet (mit und ohne Gepäck), für gut befunden und nun würden wir ja sehen, wie es sich auf dem Mehrtäger bewähren würde. Unter das Pad habe ich ein Blanket gelegt, damit die Satteltaschen nicht auf dem Fell aufliegen. Auf das Rentierfell habe ich hier verzichtet.

 


1. Tag, 24.4 Kilometer - 7 STunden Unterwegs

Um 11 Uhr zogen wir mit Sack und Pack los. Eine Stunde später als geplant da ich am Vortag Diverses sehr gut bereit gelegt hatte, damit ich es heute rasch zur Hand haben würde. Die Betonung liegt hier auf "würde" über die Suche nach den gewünschten Utensilien bereiten wir den Mantel des Schweigens.

Wie jedes Mal während diesem Jahr wenn ich für längere Zeit loszog öffnete der Himmel seine Schleusen als gäbe es kein Morgen mehr. Aus Sicherheitsgründen wählten wir für den Abstieg von Fahrni daher nicht die geplanten kleinen Kletterpfade sondern die deutlich längeren, dafür befestigten Wege. Bereits in Oppligen standen wir vor dem ersten (und nicht letzten) Reitverbot - für uns unbekannt, wir haben das Glück keine Reitverbote bei uns zu haben. Was, so denken wir, darauf zurückzuführen ist, dass wir das Dorf sauber halten und Landschaden vermeiden. Aber wer weiss, manchmal vertragen sich Quartierhäuschenbesitzer und Reiter nun mal nicht besonders. Nun während wir also auf der stark befahrenen Hauptstrasse ritten (wie schön wäre das ruhige Nebensträsschen gewesen) näherten wir uns Kiesen. Nach Kiesen ritten wir unter der Unterführung durch und führten anschliessend die Pferde über die Autobahnbrücke - für Cloud etwas Neues, was ihm sichtlich nicht geheuer war.

Als wandelnde Tannenbäume gezeichnet - noch besser beleuchtet hätte wir nicht sein können - überquerten wir die Autobahn. Rechts an der Hand meinen ängstlichen Wallach und links die Gerte um die überholenden Autos auf Abstand zu halten. Es soll hier erwähnt werden, dass besagte Autobahnbrücke über eine Sicherheitslinie verfügt und zum Überholen gänzlich ungeeignet ist, da sie wie ein Rundbogen verläuft. Überholt man hier, muss das dem Kick eines Russisch Roulette sehr nahe kommen "ob wohl heute ein Auto auf der Gegenfahrbahn fährt?!" - den man kann überhaupt nicht sehen ob da etwas entgegen braust oder nicht.

Cloud hat die Situation sehr gut gemeistert, ich war sehr stolz auf ihn!

 

Nach Jaberg - und dem ersten kleinen Verreiter - wäre der Plan gewesen Kirchdorf kurz und knackig zu durchqueren. Meine langjährige Mitreiterin Cathy könnte hier nun bestätigen, dass "kurz und bündig" mit meinem geographischen Talent nicht vereinbar ist. Karin wusste noch nichts von ihrem Glück. Nun, wir haben Kirchdorf an besagtem Tage wohl von erdenklich allen Seiten samt Innenleben kennengelernt. Folgedessen übernahm die Karte für den weiteren Verlauf des Weges an diesem Tag Karin.Dass Karte und Weg manchmal nicht mehr übereinstimmen zeigte sich ein paar Weggabelungen später.

Fakt ist, dass wir in besagtem Wald tatsächlich waren. Fakt ist auch, dass der Weg wirklich schmal war. Fakt ist aber auch, dass er gänzlich anders verläuft als auf der Karte beschrieben. Wir haben uns kurz abgesprochen ob wir es wagen sollten ihn runter zu klettern. Bis auf eine tückische Stelle war er gut machbar. Für unsere Pferde sowieso kein Problem - für meine Nerven jedoch weniger.

Durch ein Erlebnis in meiner Vergangenheit habe ich es nicht so sehr mit solchen Wegen. Wenngleich dieser hier mit meinem Alptraumweg keineswegs vergleichbar war. Gefährlich war hier rein gar nichts aber eben ... kurzum hat sich Karin an besagter heimtükischer Stelle Cloud angenommen. Dieser frass sicher durch alles was grün war, während er seine Beine sortierend über das Hinderniss kletterte. So hat es mir Karin auf alle Fälle erzählt - ich konnte da nicht zusehen. Ich bin ihr unendlich dankbar für ihre Hilfe!

Unten angekommen trabten wir ein flottes Stück vorwärts. Durch meine Kirchdorfrennerei hatten wir genug Zeit verloren und wir wollten endlich das Gürbetal durchqueren.

Unterwegs gab es eine wohlverdiente Mittagspause während wir danach gen Rümligen aufstiegen.

Nach Hermiswil ("Wilhemineshausen") führte uns ein schmaler Wanderweg an Weiden vorbei rauf auf die Hauptstrasse die auf den Längenberg führt. Von Weidenrouten überdacht stiegen wir schon bald ab und zwängten uns zwischen Zaun und Busch bis uns ein erdenklich ungeschickt platzierter Grenzstein zum Anhalten zwang. Unsere Pferde hatten an diesem Tag schon einmal bewiesen, dass sie Meister im Beinesortieren waren also würde das auch diesmal der Fall sein. Nach dem Grenzstein führten drei hohe Stufen über das Bord hinauf. Ich kraxelte voraus - Cloud musste warten -  und oben angekommen gab ich ihm das Kommando zum Kommen. Er stolperte über den Grenzstein, wuchtete sich gekonnt die Stufen hinauf und ... blieb mit den Ortliebtaschen im Zwischengang stecken. Es ruckelte und spulte und dann stand der junge Gott in Braun neben mir, mit sich und der Welt sichtlich zufrieden über seine Leistung. Ich war es auch!

Während Karin mir bei Abstiegen hilft, helfe ich ihr bei Aufstiegen. Damit Livia nicht stecken blieb, schnallten wir zwischen Grenzstein und Stufen ihre seitlichen Taschen ab und deponierten sie oben neben der Hauptstrasse.

Oben angekommen wurde alles wieder verschnallt und festgezurrt. Wir überquerten die Hauptstrasse, liessen das Tavel-Denkmal hinter uns und bereits nach kurzer Zeit kam unser Nachtquartier in Sicht.

Die Pferde durften sich auf der Weide die Beine vertreten (und Cloud seine Längen galoppieren) während wir gemütlich am Tisch sitzend ihnen zusahen.

Für die Nacht kamen sie in ihre Boxen während wir es und in dem wundervollen Haus der Familie gemütlich machen konnten. In jedem Raum gab es Bücher - mein Bibliothekarinnenherz schlug an jenem Tag sehr hoch :)!


2. Tag, 19.3 Kilometer, 6.5 Stunden unterwegs

Nach einem ausgiebigen Frühstück zogen wir weiter. Schwarzenburg war das heutige Tagesziel.

Wir durchquerten den wunderschönen Tannwald, stiegen runter nach Mättiwil und erreichten Rüeggisberg mit seinem alten Kloster.

Nach Rüeggisberg verpasste ich leider den richtigen Weg und anstatt alles "obe düre" führte uns der Weg runter nach Helgisried und zog sich endlos dahin.

Dafür begegneten wir einem netten Esel der nur allzu gern mitgekommen wäre (und wir mitgenommen hätten).

Bei Wislisau stiegen wir einen Weg hinauf auf dem der Bauer oben just am Ende seinen Traktor mit Schaufel platziert hatte.

Nach grossem Bittibätti und hundert Beteuerungen hier (auf diesem sehr breiten Wanderweg) ganz bestimmt nie mehr vorbeizukommen durften wir passieren.

In Schwarzenburg stellten wir die Pferde bei der Pferdepension Beyeler ein, wo die zwei eine tolle Boxe beziehen durften. Die Zweibeiner genossen am Abend im Beisein von Familie und Freunden ein feines ZNacht im Restaurant Dörfli in Riedstätt und anschliessend liessen wir uns müde aber glücklich in unsere Betten im Gasthof Sonne in Schwarzenburg fallen.

 


3. Tag, 21 KM, 7 Stunden unterwegs

Am nächsten Morgen war Cloud noch am Liegen als wir im Stall ankamen. Leider stand er auf sobald er uns hörte.

Während wir die Pferde sattelten durften die 30 Pensionspferde auf die Weide. Von überall her ertönte Getrappel: vor dem Fenster galoppierten Pferde rassig auf die Weiden zu, durch den Stallgang flitzten Tiere und obwohl alles geregelt ablief, versetzte das Gerenne unsere zwei Pferde in Hektik. Livia spielte mit dem Gedanken durchs Fenster zu springen und Cloud stand scheinbar ruhig vor einer Kernschmelze. Alle Beteiligten waren sichtlich froh, als nach gut 10 Minuten alle Pferde draussen waren.

Wir verabschiedeten uns und zogen los Richtung Dorfmatte. Dort führte uns der Weg nach oben nach Kriesbaumen. Zur sichtlichen Freude eines Bauern mit seiner Frau die hinter uns mit dem Auto fuhren galoppierten wir bis zur nächsten Ausweichmöglichkeit.

Oben angelangt führte uns die Route ein Teilstück der Hauptstrasse entlang wo uns auch schon Fritz, ein langjähriger (aber aus den Augen verlorener) Freund begegnete um für unser leibliches Pausenwohl zu sorgen. In Neuenmatt gabs Kaffee, Gipfeli und Schoggi für uns und unsere Pferde grasten derweil.

Fritz wenn du das hier liest: nochmals tausend Dank!

Rechts das Guggershorn (meine alte Heimat) und nun ritten wir in die obere Sangerenbodenstrasse. Fritz hat uns eine Option für die heutige Route gezeigt die wirklich viel besser war als den Weg den ich ansonsten genommen hätte.

Meine Mutter begleitete uns ein Stück des Weges zu Fuss.

Die Vegetation ändere sich schlagartig: der schöne Wald wurde wilder, die Atmosphäre mit dem Herbstwetter gespenstisch. Kein Wunder kursieren so viele Sagen um dieses Gebiet.

Es galt nun den ersten Stacheldrahtzaun zu öffnen. Im besten Falle ist danach besser "zuunet" als vorher, also muss man gründlich vorgehen. Es folgten noch vier weitere Zäune auf einem relativ kurzen Wegabschnitt.

Die letzte Weide die wir durchquerten war sumpfig, steil und mit grossen Steinen versehen. Die Pferde mussten acht geben wohin sie traten was aber beide meisterlich taten.

Mit jedem zurückgelegten Kilometer stiegen wir höher und höher. Es wurde kühler und das Panorama atemberaubender.

Ich sah in allem ein schönes Fotosujet und während ich ein besonders wuschiges Gallowayrind fotografierte meinte Karin "Mir söttä witer!". Ich fand jedoch nicht die richtige Einstellung und meinte "jaja nume no ä Momänt". Karin schien es eilig zu haben denn sie erwiederte: "Frou Beer chum jitz!". Ich, das Wombat in Person, bin nicht so rasch zu bewegen wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. "I chume gad, i möchte das no schnäu fötele."

"Frou Beer ... dr Muni chunt."

Ich bin mit Kühen aufgewachsen und auch so ein Stier bringt mich in der Regel nicht aus der Ruhe. Vor mir stand ein Galloway, dessen Gesicht teilweise braun vor Dreck war und ich fands der Oberhammer. Im Hintergrund stand eine schneeweisse Kuh mit schwarzen Ohren und schwarzer Nase mit ihrem Kalb. Mein nächstes Objekt! Ich hatte keine Zeit mich um Belanglosigkeiten zu kümmern.

"SARINA ÄR ISCH DA!". Nun zugegeben die Dringlichkeit auf die der Tonfall hinwies zwang mich nun doch mich meiner Reitkumpanin zu widmen. Cloud stand mir die ganze Zeit vor der Nase und als ich das besagte Rindvieh sah verstand ich. Das war ein TIER von einem Stier. Und besagtes Stiergetier stand zwei Meter von uns entfernt und scharrte Mutten aus der Erde. Den Kopf tief, grollendes Geschnaube und nicht wirklich amused. Dazwischen es Nüteli von einem Zäunchen. Es gibt Momente da weiss Frau wann es besser ist zu gehen. Dieser war so einer. Zackig aber hoffentlich unauffällig schlichen wir uns in unseren Leuchtwesten davon. Der Stier behielt uns achtsam im Blick.

Auf der nächsten Wiese kündete uns das Schild "Mutterkuhhaltung" schon an was uns erwarten würde.

Die Herde fläzte sich gemütlich auf dem Weg ... oder besser gesagt vor dem Tor. Den Hof auf dem wir übernachten würden lag im Hintergrund - so nah am Ziel und doch so fern.

Wir stiegen den durchtränkten Wiesenhügel hinauf und beobachteten das Herdengeschehen aus sicherer Distanz. Durch das Tor konnten wir nicht. Da entdeckten wir ganz in der Nähe einen Durchgang im Zaun. Während wir versuchten den Zaunhaken auszuhängen (Goliath muss diesen gespannt haben) fuhr unten ein Auto über den Bovistopp und hupte die Herde auf die Beine.

Ein zweites Hupen ertönte und geschätzte 30 Paar Augen hatten ihre Aufmerksamkeit vom Auto auf uns gerichtet.

Die kleine Stampede kam in Gang - direkt auf uns zu. Wir hätten den Zaun auch anhusten können, ebenso viel Wirkung zeigte unser Ziehen an den Haken.

Während die Kühe im flotten Trab den Hügel hinaufkamen beschlossen wir den Zaun Zaun sein zu lassen und uns in sichere Gefilde zu retten. Warum, warum hatten wir vorher die Sattelgurte gelockert? Ein beherzter Sprung und wie John Wayne in die Herde geritten. So mäche man das. Die Betonung liegt hier auf "so".

Da erschienen unsere Retter in Gestalt unseres Bauern und seinen zwei Hunden. Ein Pfiff und die beiden preschten durch den Zaun und jagten die Kühe davon. Diese brachen aus, uns noch immer im Visier haltend. Wir flohen nach rechts. Die Kühe folgten uns. Wir flohen nach links, die Kühe folgten uns. Dann waren die Hunde bei uns und trieben die Kühe von uns weg.

Flott stiegen wir den Hügel hinunter während uns die Kühe umkreisten und mitkamen, aber zwei Meter Sicherheitsabstand behielten, den die Hunde energisch verteidigten. Meine Nerven!

Karin ging zu dem nun freien Tor und während sie am Verschluss nestelte nahm ich das Fleckentierchen zu meiner Rechten genauer in Augenschein.

Was ich zuerst für ein besonders imposantes Kuhgetier hielt war in Wahrheit ein Stier (gottseidank nicht im Kaliber wie der Galloway) und sah mich mit ernstem Blick an. Nach mir die Sintflut! Energisch packte ich Cloud am Zügel, bugsierte ihn durch das Tor und war heilfroh als es wieder geschlossen war. Die Dankbarkeit gegenüber Hunden und Bauer war unermesslich.

Besagter Herr war ab unserer Vorstellung sehr amüsiert. Es stellte sich heraus, dass die Nachbarherde einen Tag vorher auf eine frische Weide umgezogen war und wir just an der Öffnung zu einer ebenfalls frischen Weide genestelt hatten, als uns die Kühe sahen. Diese waren ganz aus dem Häuschen, nur wegen etwas ganz anderem als wir. Und der Stier, nun der war lammfromm und die Kühe hatten keine kleinen Kälber dabei.

Als ich in aller Ruhe nun die Herde ansehen konnte, viel mir das ebenfalls auf.

Nun so oder so, das war Abenteuer genug für einen Tag.

Wir erhielten ein feines Znacht, die Pferde konnten sich auf der Weide die Beine vertreten (Cloud galoppierte herum und animierte Livia zum spielen ... mein armes unterbeschäftiges Tier) und wir bestaunten das atemberaubende Panorama.


4. Tag, 27.2 Kilometer, 7.5 Stunden Unterwegs

Am nächsten Morgen begrüsste uns die Sonne und das Gebirge präsentierte sich in voller Pracht.

Während dem Frühstück durften unsere beiden Pferde auf die Weide.

Herrlich die Aussicht!

Um 9 Uhr ritten wir los nach Ottenleuenbad, am Fusse der Pfyffe entlang, vorbei an der Süftenehütte, über die Süfteneegg zur Wasserscheidi hinunter.

 

Der Ritt bis nach Blumensein war neben vielen Lachern und erzählten Geschichten unspektakulär.

Die Gegend dafür ein Wunderwerk. Wir bestaunten, beobachteten, sahen und genossen. Was soll ich dazu schreiben? Ich denke die Bilder sprechen für sich.

Unten bei Blumenstein angelangt überquerten wir das beinahe gänzlich trockene Bachbeet der Gürbe, plantschten kurz die Füsse am anderen Ende und danach marschierten Cloud und Livia los. So rasch, dass ich beschloss aufzusteigen. Mit diesem Tempo konnten meine Gummibeine nicht mehr mithalten.

Karin tat es mir nach einer kurzen Weile gleich und topmotiviert gings weiter. Und ich hatte mir "Sorgen" gemacht, da das die längste Etappe des Tages war ...

Am Abend durften wir unsere Pferde in der Gürbemattranch einstellen, wo beide eine Auslaufboxe beziehen durften. Auch hier tobten sie sich vorher auf der Weide aus ... unsere armen Tiere erhalten wirklich zu wenig Bewegung. Diese armen, armen Geschöpfe. Wir selber übernachteten im Reiterstübchen, resp. in der Sattelkammer. Im Pfadfinderflair mit Schlafsack und Mätteli wäre es gemütlich gewesen wenn die vielen Mücken nicht wären. Für sie war es ein Festmahl - für uns eine Qual.


5. Tag, 21.6 Kilometer, 7 Stunden unterwegs

Nach einer nicht enden wollenden Nacht brachte uns Karins Mutter am nächsten Morgen Kaffe und ein Frühstück. Kaffee hatten wir bitter nötig! Unmengen davon.

Währenddessen grasten unsere Pferde und wir packten unsere Satteltaschen ein letztes Mal. Dieses Mal konnten wir auf Abwiegen und Umpacken verzichten, da wir die Satteltaschen Brigitte mitgeben durften.

Wir verliessen die Ranch und machten uns auf den Weg nach Gurzelen.

Dort begegneten wir einmal mehr einem Reitverbot (das wievielte auf diesem Ritt?) und fanden schliesslich unseren Weg runter ins Fronholz.

Im Moos entdeckten wir zu unserer grossen Freude einen Storch. Noch nie hatten wir hier einen gesehen!

Im Bistro im Industriegebiet genossen wir einen Kaffee während die Bedienung Selfies von sich und den Pferden knipste.

Danach durchritten wir Uetendorf Allmend, erlebten hautnah wie ein Stau entstehen kann wenn 30 Kindergartenkinder mit ihren Fahrrädern anhalten um die Pferde zu bestaunen, trafen eine Mitpensionärin und ritten weiter Richtung Heimberg.

Wir mussten durch zwei Kreisel, über die Aarebrücke, über die Autobahnbrücke und vom regen Verkehr sehen wir einmal ab.

Die Rücksichtslosigkeit einiger Autofahrer von Jaberg noch in den Knochen habend beschlossen wir stinkfrech nebeneinander herzugehen und so den Verkehr aufzuhalten. Wir waren gut beleuchtet, Karin hatte sich ein "L" in die Weste genäht und alles andere überliessen wir den Nerven der Autofahrer.

So traten wir nach der ARA in eine Lücke und erwischten wohl so eine der nettesten Autofahrerinnen des ganzen Rittes. Sie hielt ca. 15 Meter Abstand, liess keinen anderen Autofahrer in die Lücke und so marschierten wir los.

Beide Pferde gaben sich sehr Mühe und mit einer Hand an der Mähne beruhigte ich Cloud, der seine Sache wirklich ausgezeichnet machte! Es ist nicht einfach, im Stadtverkehr die Ruhe zu bewahren. Für einen Youngster der das noch nie sah, erst recht nicht.

Vor dem MacDonalds bogen wir links ab, dankten der Kolonne hinter uns und atmeten aus.

Dabei entstand ein herrlicher Schnappschuss: Livias Grimasse ist herrlich!

Wir durchquerten Heimberg, ritten im Quartier in den Wald hinein und gönnten uns auf der anderen Seite eine Pause.

Im flotten Trab ritten wir durch den Hartlisbergwald, die Pferde waren motiviert und wären am liebsten noch weiter in diesem Tempo gelaufen.

Der letzte Hoger wurde in Angriff genommen und dann waren wir wieder da: Zu Hause :-)

Es war ein herrlicher Ritt gewesen! Die Tiere fit und zwäg und zeigten an keinem der Tage Ermüdungserscheinungen. Der Sattel hielt was er versprach: weder Livia noch Cloud waren an einem Tag fühlig im Rücken! Auch die bei beiden empfindliche Lendenpartie war trotz zusätzlichem Gepäck (15 Kilo) nicht verhärtet. Das Gepäck hielt, der Sattel rutschte und drückte nirgends. Beide Pferde zeigten an keinem Tag Unwillen beim Satteln und wir sind wir beide hochzufrieden mit dem Sattel. Das ist ein baumloser Sattel, den wir für Wanderritte durchaus empfehlen können!